Meine Begegnung mit der Isolation. Eine (digitale) Ausstellung über die Zeit der Quarantäne im Leipziger Osten.
Das Leben im Osten von Leipzig ist inter- und subkulturell, liebenswert chaotisch und nachbarschaftlich – mit einem Wort: bunt. Es ist aber auch arm, beengt und einsam. Leben hier ist genauso Hundekacke, Zerfall und Leerstand demgegenüber stehen Sanierung und echte Solidarität – alles wird immer teurer.
So unterschiedlich die Lebensentwürfe und -bedingungen der Menschen, so verschieden ihre Wahrnehmung der Isolation: Während es für die einen Zeit zum Besinnen, Zusammenrücken in der Familie oder WG und den Glauben an die Chance einer besseren Gesellschaft war, bedrängten andere Existenzängste, lebte mancher in tiefer Einsamkeit und auf engsten Raum. Das Wort Struktur erhielt für alle eine nie gekannte Dimension. Auch Solidarität mit den Geflüchteten auf Lesbos und den Benachteiligten im Viertel wurde groß geschrieben.
Wie haben die hier lebenden Menschen die Zeit der sozialen Distanz empfunden? Was für selbstgemachte Bilder oder Videos, welche Art von gesprochenen oder geschriebenen Texten sind entstanden? Wie haben die Nachbar*innen einen kreativen, vielleicht auch politischen Umgang mit der für alle irgendwie krassen Situation gefunden?
Diesen Fragen spürte die partizipative Ausstellung vom 17. September bis 8. Oktober 2020 nach. Wie in einem Kaleidoskop der Quarantäne-Zeit spiegelte sich im Schaufenster und Innenraum des „blauen Sand“, einem neuen Kreativ- und Kunstraum im Viertel, abwechslungsreich vielfältig und bewegend das Leben innerhalb der sozialen Distanz und die je eigene Begegnung der Teilnehmenden aller Generationen mit der Isolation wider.

© Fabian Heublein

© Fabian Heublein
Die Ausstellenden
Ziel der Ausstellung im „blauen Sand“ war, eine möglichst generationsübergreifende Schau verschiedener künstlerischer Arbeiten zusammenzustellen. Neben der Teilhabe von Menschen, die auf unterschiedliche Weise mit dem Leipziger Osten verbunden sind, wollte die Ausstellung auch einen kleinen Einblick in verschiedene Lebenssituationen während der Quarantänezeit, der sogenannten Isolation, gewähren. Ausgestellt haben etwa zwanzig Menschen im Alter von zwölf bis Mitte siebzig, die sich literarisch, bildnerisch oder gedanklich mit der Ausnahmesituation insbesondere im Leipziger Osten beschäftigten. Teils sind sie professionell, teils leidenschaftlich im Freizeitbereich oder im angeleiteten Kurs zu dieser Zeit künstlerisch tätig gewesen oder haben in einer betroffenen Einrichtung gearbeitet. Entweder folgten sie einem Open Call, einer direkten Einladung oder erfuhren durch die Zusammenarbeit mit dem Seniorenbüro „Inge & Walter“ von der partizipativen Ausstellung im Rahmen der OSTlichter.

Die digitale Ausstellung
Die hier präsentierte digitale Ausstellung ist ein Folgeprojekt, das alle vorher ausgestellten Arbeiten und verfassten Texte der Teilnehmenden ansprechend vorstellt. Nicht nur die mit Einzelnen geführten Gespräche wurden um Bilder ergänzt, sondern auch Felix und Julia haben ihre literarischen Texte neu eingesprochen. In der digitalen Variante ist es außerdem möglich sich über verschiedene Verlinkungen und Untermenüs, mit allen Sinnen und ganzheitlich in die Ausstellung zu vertiefen. Daneben vermitteln eine 3-D-Aufnahme und dokumentarische Fotografien einen visuellen Eindruck der originalen Hängung im Raum und der installativen Bespielung der Fläche.
Viel Freude beim Ansehen, Anhören und Entdecken!
Virtuelle Ansicht & Navigation durch die digitale Ausstellung
Klicke auf das Symbol, um die Ausstellung im 3-D-Format anzusehen.
3-D Ansicht und Ausstellungsfotos © Fabian Heublein
Zur besseren Orientierung sind die Fotos für die folgende Diashow nachträglich bearbeitet und nummeriert worden. Zur Vorstellungseite der Ausstellenden & Gesprächen (Untermenü) geht es über die folgende Navigation mit Nummernangabe oder ohne über die Navigation am linken Rand.
DANKSAGUNGEN UND FÖRDERINNEN
Bedanken möchte ich mich herzlich bei allen teilnehmenden Künstler*innen. Eine große Bereicherung erfuhr die Ausstellung zudem durch die Teilnehmerinnen des Aquarellmalkurs des Seniorenbüros “ Inge & Walter“ im Leipziger Osten, das für die Ausstellung mit mir kooperierte. Hier danke ich insbesondere dem engagierten Mitarbeiter Thomas und der Kursleiterin und freischaffenden Künstlerin Tatiana für ihre tatkräftige Hilfe. Außerdem möchte ich den Unermüdlichen des Mühlstraßen e.V. für die Ausrichtung der OSTlichter 2020 danken, in dessen Rahmen die Ausstellung im „blauen Sand“ statt gefunden hat und dessen Betreiberin Kerstin Köppen, die den Raum zur Verfügung stellte. Zu guter Letzt sei der Künstler und Fotograf Fabian Heublein erwähnt, der mit seiner professionellen Dokumentation einen großen Anteil zum Gelingen des Projektes beitrug.
Die Ausstellung „Meine Begegnung mit der Isolation. Eine Ausstellung über die Zeit der Quarantäne im Leipziger Osten“ wurde vom Kulturamt Leipzig gefördert.
„Die Entstehung dieses Werkes wurde durch ein Stipendium der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen ermöglicht.“